Designer als Renaissancemenschen: studio kaschkasch
Wir haben uns mit dem deutschen Duo kaschkasch, Florian Kallus und Sebastian Schneider, unterhalten. Sie arbeiten im Bereich Möbel- und Beleuchtungsdesign und ihre neueste Kollektion sind die modularen P.O.V.-Tische, die sie für das tschechische Unternehmen TON entworfen haben. Wir haben uns darüber unterhalten, was sie mögen, wie sie arbeiten und auf welches Produkt sie nicht verzichten möchten.
Eine Frage, die sich auf die gegenwärtige Situation bezieht.
Arbeitet ihr im Atelier oder von zu Hause aus?
Florian: Unsere Philosophie basiert auf Partnerschaft und dem Austausch von Erfahrungen. Deshalb arbeiten wir am liebsten im Studio, wo es übrigens auch immer guten Kaffee und selbstgebackene Kekse gibt, die zur guten Stimmung beitragen. Gleichzeitig sind wir aber auch gerne bereit, für unsere Kunden außerhalb des Studios zu arbeiten. Der persönliche Kontakt stärkt die Beziehungen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens.
Sebastian: Für mich ist das Studio auch aus der Sicht der Menschen, die bei uns arbeiten, wichtig. Wir bekommen Ideen in Echtzeit, weil wir uns gegenseitig ergänzen und Projekte gemeinsam von Angesicht zu Angesicht bearbeiten.
Und wie steht es mit eurer Kreativität? Ergibt sie sich aus dem Umfeld, in dem ihr lebt oder arbeitet?
Sebastian: Eindeutig ja. Die Eindrücke des Ortes, an dem wir mehr oder weniger unsere ganze Zeit verbringen, beeinflussen unsere Gefühle und natürlich auch unsere Leistungen und Kreationen.
Florian: Dem stimme ich voll und ganz zu. Gleichzeitig gibt es aber auch gewisse Unterschiede zwischen dem Studio und dem zu Hause. Die Arbeitsumgebung ist für mich ein sauberes Blatt Papier, auf dem nichts ist, was die Aufmerksamkeit ablenkt. Zu Hause liebe ich Designstücke und Kunst im Raum, und natürlich auch Dinge, zu denen ich eine persönliche Beziehung habe oder an die ich mich erinnere. An beiden Orten ist jedoch natürliches Licht unerlässlich. Je mehr Licht, desto besser.
Florian, du hast erwähnt, dass du gerne Designerstücke zu Hause hast. Welche Designer bewunderst du?
Florian: Die Castiglioni-Brüder. Ich bin immer wieder überrascht von der Intelligenz, die sie in jedes Detail ihrer Produkte stecken.
Sebastian: Ich liebe die Arbeit von Vico Magistretti. Jedes Stück ist außergewöhnlich, aber immer sowohl zeitlos als auch kommerziell. Es ist gar nicht so einfach, ein Design zu entwerfen, das diese drei Attribute miteinander verbindet.
In euren Antworten habt ihr beide Italiener erwähnt, die in der gleichen Zeit gearbeitet haben, obwohl ihr jeweils eine andere Richtung eingeschlagen habt. Und wenn wir schon dabei sind, uns abzustimmen: Wie funktioniert ihr als Duo beim Entwerfen von Produkten?
Florian: Wir reden viel, diskutieren über das jeweilige Thema und manchmal streiten wir sogar! In gewissen Grenzen versteht sich. Schließlich können wir durch unsere Verschiedenheit unterschiedliche Blickwinkel auf ein Thema einbringen. Wir glauben, dass es genau das ist, was alle Produkte, die wir entwerfen, bewegt.
Sebastian: Florian konzentriert sich auf das Produkt als Ganzes, ich beschäftige mich gerne mit Details und der technischen Umsetzung. Ich denke, das ist unsere größte Stärke.
Und was ist das Traumprodukt, das du gerne einmal entwerfen würdest?
Sebastian: Da gibt es noch unendlich viele, aber ich denke, dass wir uns auf einen Stuhl für einen Schreibtisch einigen würden. Stühle sind eine Herausforderung, was die Komplexität und die Details angeht, die der Designer vorschlägt. Gleichzeitig liebe ich persönlich ihre technischen Komponenten, wie ich bereits erwähnt habe.
Beschäftigt ihr euch bei euren Entwürfen auch mit Materialien und deren Zukunft?
Florian: Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, dass man in Zukunft bewusster und umsichtiger mit Materialien umgehen wird. Über Recycling und Wiederverwendung brauchen wir wahrscheinlich gar nicht mehr zu reden. Das Wesentliche sind auch weniger Produkte von besserer Qualität. Das ist schon ein großer Schritt nach vorn. Aber heute sind sich viele Menschen dessen nicht bewusst und kaufen deshalb gedankenlos minderwertige Produkte.
Mit welchen Produkten umgibst du dich gerne und würdest nie darauf verzichten?
Sebastian: Fahrräder. Alle Arten und Formen.
Warum habt ihr euch für den Beruf des Designers entschieden? Hat euch das Prestige gereizt, oder wolltet ihr Dinge schaffen, die die Welt zum Besseren verändern?
Florian: Für mich war es die Kombination aus Materialien, Design und Technologie - es ist faszinierend zu sehen, wie aus bestimmten Stoffen das endgültige Stück entsteht.
Sebastian: Ich denke, es war beides. Ich weiß nicht, ob es prestigeträchtig ist, aber einen Job zu finden, der einen sowohl inhaltlich als auch finanziell ausfüllt, ist das Beste, was einem passieren kann. Zum Glück hat es bei uns geklappt.
Und was ist deiner Meinung nach derzeit die größte Herausforderung für Designer?
Florian: Die Allumfassendheit der Arbeit. Designer müssen nicht nur den kreativen Teil des Arbeitsprozesses beherrschen, sondern auch mit der technischen Seite vertraut sein und wissen, wie man das Produkt in seine endgültige Form bringt. Unter anderem müssen sie sich in Geschäftskreisen und idealerweise auch in Marketingkreisen bewegen.
Ein guter Designer muss also eine Art Renaissance-Mensch sein. Was würdet ihr sein, wenn ihr nicht Designer geworden wärt?
Florian: Ich denke, ich würde Parfüms kreieren. Ich habe einen sehr sensiblen Geruchssinn, der für diesen Job wie geschaffen ist.
Sebastian: Als ich zehn Jahre alt war, habe ich einige meiner Zeichnungen an Walt Disney geschickt. Die Antwort lautete, dass ich talentiert sei und dass ich mich in zwanzig Jahren wieder bewerben solle, wenn ich mehr Erfahrung hätte. Dann würde ich wahrscheinlich heute Comics zeichnen.